2024 war mein erstes volles Jahr als Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung – und es waren sehr spannende zwölf Monate voller Dynamik und mit vielen interessanten Begegnungen. Vorrangige Aufgabe für das Team der Geschäftsstelle und mich war es, die Anfang 2024 beschlossene strategische Neuausrichtung mit Leben und neuen Projekten zu füllen. Dafür haben wir uns bei der Stiftung zunächst intern neu aufgestellt und Teams für die drei neuen Handlungsfelder „Konzepte und Materialien“, „Netzwerke“ und „Bildungssteuerung“ gebildet. Diese Schwerpunkte ersetzen die vorherige Kategorisierung unserer Aktivitäten in „Projekte“, „Kooperationen“ und „Studien“. Welche strategischen Ziele wir mit den neuen Handlungsfeldern verfolgen, welche Aktivitäten wir dort umsetzen und welche Teams hinter den Handlungsfeldern stehen, lest ihr in diesem Bericht.
Seit Jahresbeginn 2025 arbeiten wir in der neuen Organisationsstruktur. Auch die neuen Handlungsfelder mit den darin betreuten Programmen und Projekten finden sich bereits auf unserer Website. In der Kommunikation nach außen werden wir zusätzlich im Lauf dieses Jahres ein neues Corporate Design einführen.
Neue Vorhaben angestoßen
Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung haben wir gemeinsam mit dem Vorstand Anfang 2024 verschiedene Themen identifiziert, die wir in den kommenden Jahren angehen wollen, um unsere neuen strategischen Ziele zu erreichen. Besondere Schwerpunkte im vergangenen Jahr waren die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für die Bildung und die Rahmenbedingungen für ein leistungsfähiges Bildungssystem. Wir haben dazu einen Leitfaden „KI und Schule“ veröffentlicht, neue Vorhaben wie den „Trendmonitor KI in der Bildung“, den KI-Schulwettbewerb und auch das Schulorganisationsprojekt Freiräume(n) auf den Weg gebracht.
Freiräume(n) schließt an unsere Expertise zur Lehrkräftearbeitszeit an, die wir 2023 in Auftrag gegeben hatten. Es geht in dem Projekt aber nicht nur um die Arbeitszeit, sondern um die gesamte Organisation von Schule. Wir glauben, dass eine andere Arbeitszeitorganisation ein wesentlicher Hebel für die Veränderung von Schule insgesamt sein kann. Erste Ergebnisse dieser Kooperation mit zwölf Schulen legen wir in diesem Jahr vor. 2025 werden wir weitere Vorhaben im Handlungsfeld „Bildungssteuerung“ starten.
Mit den Projekten rund um KI ergänzen wir unsere Aktivitäten der letzten Jahre. Bereits seit 2017 sind wir in diesem Feld unterwegs. Mit dem Vorhaben Data Science in der Schule waren wir Vorreiter bei der Erprobung von KI-Anwendungen in Schule und Unterricht. Orientierung in diesem sehr dynamischen Innovationsfeld soll künftig der „Trendmonitor KI in der Bildung“ liefern – das Instrument wird vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und dem mmb Institut für uns entwickelt. Die erste Ausgabe werden wir im Frühsommer veröffentlichen. In zusätzlichen Publikationen – sogenannten Deep Dives – werden wir einzelne Fragestellungen zu KI in der Bildung detaillierter beleuchten. Ich bin sehr gespannt auf dieses Monitoring und die Reaktionen der Bildungslandschaft darauf. Für mich ist klar: Das Zukunftsthema KI muss an allen Schulen in Deutschland ankommen. Dafür brauchen gerade die Lehrkräfte praxistaugliche Unterstützung. Hierzu wollen wir bei der Telekom-Stiftung einen entscheidenden Beitrag leisten.
Wie weit einzelne Schulen beim Einsatz von KI bereits sind, finden wir mit dem KI-Schulwettbewerb heraus. Die Ausschreibung ist im April 2025 gestartet. Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Land der Ideen und der Dieter Schwarz Stiftung. Gemeinsam wollen wir Schulen auszeichnen, die KI bereits erfolgreich und nachhaltig ins Schulleben integrieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir viele tolle Konzepte sehen werden, die dann auch andere Schulen dazu anregen, sich mit KI zu beschäftigen.
Wünsche an die Bildungspolitik
Das Jahr 2024 war aber nicht nur mit Blick auf unsere strategischen und organisatorischen Veränderungen überaus dynamisch. Auch politisch hat es uns auf Trab gehalten. In der großen Initiative Bildungsdialog für Deutschland haben wir uns im Mai sehr über die Bereitschaft der Kultusministerkonferenz gefreut, sich an diesem Dialog zu beteiligen. Ziel ist es, im Schulterschluss von Politik und Zivilgesellschaft die Transformation in der Bildung anzugehen. Nun laufen seit letztem Jahr Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen und wir sind gut auf die Pilotphase vorbereitet, die im Herbst beginnt.
In die bildungspolitischen Debatten rund um die vorgezogene Bundestagswahl im Februar 2025 hat sich die Telekom-Stiftung mit einem Online-Dialogformat eingebracht. In Anlehnung an unsere Videoreihe „Bildungsbabbel“ haben wir in drei Folgen „Bildungsbabbel Spezial“ Fragestellungen adressiert, die uns in Deutschland bewegen und in denen Bund, Länder und Kommunen Verantwortung tragen. Wir haben über Medienkompetenz gesprochen, den Fachkräftemangel und die Zuständigkeiten in der Bildung. Alle drei Veranstaltungen haben wir mit Unterstützung von Mitgliedern unseres Kuratoriums realisiert. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Ich durfte moderieren und mitdiskutieren und es hat mir viel Spaß gemacht. Die Veranstaltungen haben auch in derBildungslandschaft viel Anklang gefunden. Aus der „Bildungsbabbel Spezial“ sind fünf Wünsche an die Bildungspolitik entstanden, die wir während der Koalitionsverhandlungen im März mit einer Social-Media-Kampagne veröffentlicht haben.
Für mich hätte die Wunschliste noch länger sein können, denn meine Anliegen angesichts der großen Herausforderungen in der Bildung sind zahlreich. Aber trotz der schwierigen Lage spüre ich auch, dass die Akteure – die alle im jeweils eigenen Verantwortungsbereich nach Lösungen suchen – darüber hinaus eine wachsende Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigen. Das macht mich sehr froh, denn ich bin davon überzeugt, dass Menschen kreativer, innovativer und erfolgreicher sind, wenn sie gemeinsam mit Gleichgesinnten an einem Thema arbeiten. Das spüre ich jeden Tag in meinen Gesprächen und Begegnungen mit anderen Bildungsbegeisterten, aber auch in der Telekom-Stiftung mit einem sehr motivierten und engagierten Team. Ich freue mich daher auch in diesem Jahr auf viel guten und konstruktiven Austausch – vor allem auch mit den neuen Bildungsminister:innen in Bund und Ländern.
Jacob Chammon
Bonn, im Mai 2025